Tuesday, March 9, 2010

quotes from an interview Hans-Ulrich Obrist über Kunst, by Eva Karcher, SZ 27.2.2010

Obrist: Ich träume von einem Palast der unrealisierten Projekte. In diesem Gebäude möchte ich Tausende unrealisierte Künstlerprojekte aus der ganzen Welt zeigen. Nur den Ort dafür habe ich noch nicht gefunden. Wer weiß, vielleicht wird es eines Tages das historische Marathon, ein Dorf nordöstlich von Athen, sein.

Karcher: Wie wird dieser Palast aussehen?

Obrist: Wie ein Kristallpalast, oder wie der visionäre Fun-Palast des britischen Architekten Cedric Price. Er sollte ein Zentrum für alle Künste sein, von Theater bis Tanz. Das war auch immer mein Prinzip, die Kunst nicht zu isolieren. Sie braucht geschützte Räume, aber gleichzeitig muss man für sie Brücken bauen zu anderen Disziplinen.

Karcher: Das klingt nach der alten Idee des Gesamtkunstwerks.

Obrist: Was ich daran nicht mag, ist der totalitäre Anspruch. Heute geht es nicht mehr um Collagen und Panoramen. Sondern um Kräftefelder, um Energien.

Karcher: Welche Trends sehen Sie in der Kunst?

Obrist: Es gibt nicht mehr eine zentrale Bewegung, alles hat sich atomisiert. Ein Comeback erleben gerade Praktiken, die originäre Erfahrungen in den Mittelpunkt stellen, wie Zeichnungen und Performances. Man sucht nicht mehr Repräsentation, sondern Realität.

Karcher: Körpererfahrung statt Branding?

Obrist: Richtig.

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